Von „Whatever it takes“ zu „Strafe für Arbeit“

vom 25. September 2020
Von „Whatever it takes“ zu „Strafe für Arbeit“

Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf richten 1. KKB-Regionalkonferenz aus – aktuelle Herausforderungen im Fokus

Die bayernweiten KKB-Regionalkonferenzen haben die Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf am Donnerstagvormittag, den 24. September, im Kulturforum Oberalteich mit einer Auftaktveranstaltung eröffnet. Die Patenschaft der Konferenz haben die Arberlandkliniken übernommen. Weitere Beteiligte waren die Goldberg-Klinik Kelheim, das Krankenhaus Mainburg, die Kliniken am goldenen Steig und das Klinikum Passau.

61 kommunale und freigemeinnützige Kliniken in Bayern, die sich zum Verbund Klinik-Kompetenz-Bayern eG, kurz KKB, zusammengeschlossen haben, machen in diesem Jahr mit fünf KKB-Regionalkonferenzen auf ihre drängendsten Herausforderungen aufmerksam. Im Spannungsfeld zwischen Ökonomisierung und Menschlichkeit stehen die Kliniken insbesondere in den Bereichen Betriebs- und Investitionskostenfinanzierung, Notfallversorgung, Personal bzw. Personalmangel sowie Digitalisierung. Auch die Auswirkungen der Coronakrise auf die Kliniken werden thematisiert. So standen bei der ersten Regionalkonferenz, zu der sich rund 80 Teilnehmer aus Politik, Gesundheitswesen und den Kliniken selbst angemeldet haben, Vorträge, Praxisbeispiele und Diskussionen zu diesen Themen auf dem Programm. Nach der Eröffnung durch Landrat Josef Laumer führte Christian Schwarz, Stellvertretender Vorstand der Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf, als Moderator durch das Programm. Christian Schmitz, Vorstand der Arberlandkliniken und Aufsichtsratsmitglied der KKB, stellte zunächst den Verbund Klinik-Kompetenz-Bayern vor.

Pandemiebewältigung „sehr hoher logistischer Aufwand“

Nach einführenden Worten des Ärztlichen Direktors der Klinik Bogen, Chefarzt Dr. med. Dionys Daller von der Inneren Medizin, Kardiologie, eröffnete ein „Rückblick auf das Unerwartete“ den Reigen der Vorträge. Der Pandemiebeauftragte Arzt Dr. med. Mathias Grohmann, Chefarzt der Inneren Medizin, Gastroenterologie der Klinik Bogen, schilderte aus erster Hand, wie es der Klinik als temporäres COVID-Zentrum während der Hochphase der Corona-Pandemie ergangen war, zum einen im Hinblick auf die Vorbereitung auf ein erhöhtes Patientenaufkommen und die notwendigen Schutzmaßnahmen, zum anderen bezüglich der Problematik der fehlenden Möglichkeiten für eine Abverlegung genesener Patienten.

Spezielle und grundsätzliche Systemfehler bei der Krankenhausfinanzierung

Die finanziellen Folgen daraus erläuterte Robert Betz, Vorstand der Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf. Er ging darauf ein, wie es von der anfänglichen Aussage „Whatever it takes“ im Fall der Klinik Bogen zur Verkehrung ins Gegenteil, also zu „Strafe für Arbeit“ gekommen war. Den dringlichen Nachbesserungsbedarf bei der Betriebskostenfinanzierung im Rahmen der COVID-Patientenversorgung veranschaulichte er am Beispiel der Klinik Bogen.

Personalsuche: Weitblick in die Zukunft nötig

Um den Personalmangel im Gesundheitswesen und Ansätze zu dessen Bewältigung ging es im nächsten Themenblock. „Wir sind (noch) für euch da – Verlieren deutsche Krankenhäuser ihre Zukunft?“ hatte Christian Schmitz seinen zweiten Vortrag übertitelt. Unterfüttert wurde dieser im Anschluss mit einem Maßnahmenbeispiel aus den Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf. Wie wichtig wohnortnahe Kliniken für die Fachkräfte von morgen als Talentschmiede sind, wurde hier erkannt und in Form eines Klinikstipendiums für Medizinstudierende vorangetrieben. So hat der nächste Referent, Philipp Bieramperl, selbst an der Klinik Mallersdorf seine Karriere absolviert – vom Medizinstudent und Klinikstipendiat zum Pandemiebeauftragten in zentral verantwortlicher Position während der Coronakrise.

„Falsche Anreize“ in der Notfallversorgung

Dem Thema „Notfallversorgung zwischen Wunsch und Wirklichkeit“ widmete sich der Leitende Arzt der Interdisziplinären Notfall-Aufnahme der Klinik Mallersdorf, Johannes Kriele. Er ging insbesondere auf die aktuellen Herausforderungen der digitalen Datenübertragung und die zulasten der Klinik vergütete ambulante Notfallversorgung ein, was eine dauerhafte und flächendeckende Notfallversorgung ernsthaft gefährdet.

Text und Bilder: Elisabeth Landinger (Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf)